Basisdemokratische Vorstösse in den römisch-katholischen Kantonalkirchen beider Basel
Von Alois Schuler / Kipa

Basel, 7.6.11 (Kipa) Die Behörden der römisch-katholischen Kantonalkirchen in Basel-Stadt und Baselland sollen darauf hinwirken, dass die Kirche die gleichberechtigte Zulassung von Männern und Frauen zum Priesteramt ermöglicht. Dies fordern zwei gleich lautende Volksinitiativen, für die ab Pfingsten Unterschriften gesammelt werden.

Vor vierzig Jahren erhielten die Frauen in der Schweiz das Stimmrecht und damit politische Gleichberechtigung. Und auch in der Berufswelt stehen Frauen – und Männern – grundsätzlich alle Berufswege offen. In der römisch-katholischen Kirche aber sind Frauen noch immer vom Priesteramt ausgeschlossen.

Das müsste mit Blick auf die Bibel nicht sein. An einer Medienkonferenz am 7. Juni in Basel zeigte die Bibelwissenschaftlerin Helen Schüngel-Straumann auf, dass das Neue Testament immer wieder von Frauen als Aposteln spricht; Paulus etwa bei Junia oder Priska. Maria von Magdala, die erste Auferstehungszeugin wurde während vieler Jahrhunderte als Apostolin der Apostel bezeichnet. Frauen waren, so Schüngel-Straumann, zur Zeit von Paulus keine Nebenfiguren, sie übten die gleichen Funktionen aus wie Männer.

Die Zurückdrängung der Frauen in den folgenden Jahrhunderten habe eng mit den patriarchalen Strukturen des Römerreichs zusammengehangen: „Um nicht zu sehr aufzufallen – auch im Hinblick auf die stets grassierenden Christenverfolgungen – wurde die Möglichkeiten für Frauen immer stärker beschnitten.“

Ein Schritt auf einem langen Weg

Seit einigen Jahrzehnten kämpfen nun Frauen und Männer in den christlichen Kirchen für die Gleichberechtigung. In den evangelischen, der anglikanischen und in der christkatholischen Kirche werden Frauen nun ordiniert. In der römisch-katholischen Kirche versuchte Papst Johannes Paul II. die Diskussion zu unterbinden.

Dass mit dieser Initiative die Gleichstellung bald eingeführt wird, glaubt auch das Initiativkomitee nicht. Bei einer Annahme der Initiativen müssten sich aber die Behörden der beiden kantonalkirchlichen Körperschaften für die Gleichstellung einsetzen. Das sei ein erster Schritt in einem Prozess, erklärte Nationalrätin Anita Lachenmeier-Thürig (Grünes Bündnis) vor den Medien. Frauen hätten gelernt, sich für die Gleichstellung einzusetzen. Man müsse verhindern, dass noch mehr Engagierte der Kirche den Rücken zukehrten. Viele seien müde geworden, aber noch sei die Kraft da, etwas zu unternehmen.

Priesteramt für Frauen und Verheiratete

Für die Volksinitiative in der römisch-katholischen Kirche Basel-Stadt sind 700 gültige Unterschriften nötig, in der Landeskirche Baselland 1.000. In beiden Kantonalkirchen scheint es die erste Volksinitiative überhaupt zu sein.

Die Gleichberechtigung bei der Zulassung zum Priesteramt soll unabhängig von Geschlecht und Zivilstand erreicht werden. Der Basler CVP-Grossrat Oswald Inglin erzählte vor den Medien, dass gleich fünf Seelsorger, die in seinem Leben eine wichtige Rolle gespielt hätten, sich später laisieren liessen, der letzte von ihnen war der ehemalige Bischof von Basel, Hansjörg Vogel. Diese fünf mussten ihren Beruf aufgeben, weil das Priesteramt an den Zölibat geknüpft ist. Dem Initiativkomitee in Baselland gehören neben anderen die ehemalige Regierungsrätin Elsbeth Schneider-Kenel, der Gemeindeleiter und Landeskirchenrat Alex Wyss und der Leiter der Katholischen Erwachsenenbildung, Guido Büchi, an. In Basel-Stadt zählen die Rechtsprofessoren Felix Hafner und Denise Buser, Theaterdirektor Georges Elnon und die ehemalige Kirchenratspräsidentin Gabriele Manetsch zu den Erstunterzeichnern.

Die Homepage zur Initiative: www.aufbruch.ch/gleichstellung

07.06.2011 (kipa/as/bal)