Monika Hungerbühler, Mitinitiantin der kirchlichen Gleichstellungsinitiative, sieht gute Chancen, dass diese angenommen wird.
Interview: Sylvie Eigenmann, Wendekreis
WENDEKREIS: Monika Hungerbühler, im Juni soll in den Synoden der beiden Basel die Initiative zur «Förderung der gleichberechtigten Zulassung zum Priesteramt» zur Abstimmung gelangen. Wie berechtigt sind die Hoffnungen derzeit, dass sie angenommen wird?
Monika Hungerbühler: In unserem Initiativkomitee sind die Hoffnungen auf Annahme der Gleichstellungsinitiative mehr als intakt. ln einer Spiegel-Umfrage vom 13. / 14. September 2011 waren 88 Prozent der Befragten dagegen, dass Frauen weiterhin vom Priesteramt ausgeschlossen werden sollen. Andere Umfragen ergeben ein ähnliches Bild.
Die Gleichstellungsinitiative «will nicht direkt die Zulassung der Frau zum Priesteramt in der römisch—katholischen Kirche erwirken», sondern nur die Kirchenbehörden verpflichten, «darauf hinzuwirken», dass die Kirche die gleichberechtigte Zulassung zum Priesteramt unabhängig von Geschlecht oder Zivilstand fördert. Was ist damit gemeint?
Die Frage der Zulassung zum Priesteramt unabhängig vom Zivilstand und Geschlecht soll immer wieder diskutiert und nicht ad acta gelegt werden. Diskussionsverbote sind nie hilfreich, das sieht man auch im Ordinariat in Solothurn so. Wenn nun ein solcher Passus in die Verfassungen der Kirchen BS und BL aufgenommen würde, dann wäre das wie eine dauernde Aufforderung, in dieser Hinsicht wachsam zu sein und entsprechende Initiativen der Seelsorgenden von staatskirchenrechtlicher Seite her zu unterstützen.
Der Kirchenrat muss dann den Gesetzestext ausformulieren. Ist er nicht auch an die römische Lehre zum Frauenpriestertum gebunden?
Als staatskirchenrechtliches Organ ist der Kirchenrat in erster Linie dem Staatskirchenrecht verpflichtet und ist hier nicht gebunden. Wichtig ist, was die Synode mit der Initiative macht, ob sie eine andere Formulierung erarbeitet und ob dann beide Formulierungen — die des Initiativkomitees und der Vorschlag der Synode — zur Abstimmung kommen. Wir sind auf jeden Fall gespannt.
Welche Auswirkungen hätte der Erfolg einer solchen Initiative auf die katholische Kirche schweizweit?
Im Initiativkomitee hoffen wir, dass auch andere Landeskirchen diesen Ball auffangen und gleiche oder ähnliche Initiativen starten. Bis jetzt sieht es noch nicht so aus, aber wir geben die Hoffnung nicht auf. Stellen Sie sich vor, wenn in zwanzig Kantonen eine solche Abstimmung unter den Katholikinnen und Katholiken stattfinden würde und sie sogar noch mit vielen Stimmen angenommen würde … das würde einen Erdrutsch bedeuten!
Monika Hungerbühler ist Leiterin der Offenen Kirche Elisabethen und Co-Leiterin des Dekanats Basel-Stadt.