Es gibt unter nicht wenigen Katholiken in beiden Basel ein starkes Bedürfnis nach mehr Gerechtigkeit. Dies äussert sich in den eingereichten kirchlichen Gleichstellungsinitiativen, die die Verankerung der gleichberechtigten Zulassung zum Priesteramt unabhängig von Zivilstand und Geschlecht in den Kirchenverfassungen verlangt. Das aus der kirchlichen Basis entsprungene – und von den Synoden als Kirchenparlamente in beiden Basel abgesegnete – Begehren ist hochbrisant, ja es kommt der Forderung nach einer grundlegenden Reform von bisherigen Kernüberzeugungen der offiziellen katholischen Kirche gleich.
Es ist vorgesehen, dass der Basler Bischof Felix Gmür Änderungen der baselstädtischen Kirchenverfassung genehmigen muss (jene des Baselbiets nicht). Nachdem die reformfreudigen Katholiken die Initiativen unterschrieben und eingereicht hatten, meldete sich der Bischof nun zu Wort. Er will – oder kann – von der kirchlichen Gleichstellung, wie sie die Begehren verlangen, nichts wissen.
Präsidenten als Sprachrohre
Doch wie soll er sein im Kern deutliches „Njet“ dem etwas fortschrittlichen Teil seiner Glaubensfamilie beibringen, ohne für böses Blut zu sorgen? Ganz einfach: Nicht etwa er kommuniziert seinen abweisenden Bescheid an die Öffentlichkeit, sondern die Kirchenratspräsidenten der beiden Basel, Christian Griss (Basel-Stadt) und Ivo Corvini (Baselland), als Empfänger der bischöflichen Antwort amtieren als Sprachrohre des Bischofs. Indem sie – die Meinung des Bischofs zitierend und interpretierend – an die Öffentlichkeit treten, identifizieren sie sich nicht selbst schon mit der bischöflichen Position, aber sie signalisieren Nähe.
So verschickten den die beiden hochkarätigen Funktionäre eine Medienmitteilung, laut der Bischof Gmür „für die grosse Arbeit und die gewissenhafte Ausformulierung der Initiative“ dankt. Doch dann folgt in ausgewählten Watte-Worten das, was die Initianten wohl als eigentlichen „Hammer“ empfinden dürften: „Er macht einerseits konkrete Änderungsvorschläge“, und äussert anderseits „aus kirchenrechtlicher wie auch verfassungsrechtlicher Sicht seine Bedenken“.
Inzwischen kam die „Basler Zeitung“ in den Besitz des ausführlich darlegenden Briefs von Bischof Gmür. Danach sei die Botschaft klar: „Schlicht zurückgewiesen“ wird der zentrale Textabschnitt der Initiative, wonach die Landeskirche darauf hinwirken soll, dass bei der Weiterentwicklung des kanonischen Rechts Veränderungen beim Pflichtzölibat und bezüglich der Zulassung der Frauen zum Priesteramt ermöglicht werden. Die Haltung des Bischofs dazu: „Diese Formulierung fördert Konflikte, die aufgrund unterschiedlicher Auslegung des Textes entstehen.“
„Anstiftung zu strafbaren Handlungen“
Dass eine öffentlich-rechtliche Körperschaft wie kantonale Kirchen darauf hinwirken kann, dass der Pflichtzölibat als Voraussetzung für das Priesteramt abgeschafft wird, lehnt der Bischof ab. „Nur der Papst alleine oder mit dem Bischofskollegium zusammen“ könne diese rechtliche Voraussetzung ändern. Der Begriff „hinwirken“ bleibe durch das kirchliche Recht ungedeckt, zitiert die BaZ weiter aus dem Bischofs-Brief, denn „in Disziplinarfragen handelte der höchste Gesetzgeber uneingeschränkt und erwartet den Gemeingehorsam der Gläubigen“.
Aus seinen Erwägungen rechtfertigt der Bischof die Ablehnung der Initiativbegehren, dass er mit einer Zustimmung zum Verfassungstext die RKK-Mitglieder, insbesondere aber die Behördenmitglieder „in einen Gewissenskonflikt stürzen, ja zu strafbaren Handlungen anstiften“ würde.
Synode-Präsident optimistisch
„Wir sehen das nicht so negativ“, sagte heute Samstag Walter J. Ziegler als neuer Synode-Präsident der der Römisch-Katholischen Kirche Basel-Stadt zu OnlineReports. Vielmehr sei die Haltung des Bischofs „ein Nein, aber“. Die Synode habe „kein pures Ja und Amen erwartet“; vielmehr gehe es um ein „Aufweichen der traditionellen kirchlichen Usanzen“. Mitte Dezember soll die in Aussicht gestellte Aussprache mit Bischof Gmür stattfinden. „Der Prozess ist im Gange und intakt“, meinte Ziegler weiter, und: „Es wird ein Fotschritt geben.“
pkn, Onlinereports