Die römisch-katholische Theologin Monika Hungerbühler setzt sich in der Offenen Kirche Elisabethen Basel und der Frauenstelle der RKK für eine Theologie der geschlechtlichen Gleichbehandlung ein. In einer Männerkirche ein schwieriges Unterfangen. Nun erhielt sie den Herbert Haag-Preis.
Es ist oft hartes Brot, das Monika Hungerbühler bei ihrer Arbeit verdienen und schlucken muss. Als feministische Theologin in der Römisch-Katholischen Kirche (RKK) zu wirken, ist kein einfaches Unterfangen. Als Leiterin der Frauenstelle der RKK, Co-Dekanatsleiterin und Co-Leiterin der Offenen Kirche Elisabethen beackert sie oft steinige Randgebiete, die das Selbstverständnis der Kirche treffen. Erst kürzlich stand sie im Zusammenhang mit der «Gleichstellungsinitiative», die verlangt, dass Priester heiraten dürfen und Frauen ordiniert werden können, im Rampenlicht. Forderungen, die schon lange im Raum stehen, aber wohl kaum Chancen auf Erfolg haben werden.
Warum tut sich Monika Hungerbühler dies alles an, könnte sie doch einfach die Konfession wechseln. Ihre Mutter ist Mitglied der Christkatholischen Kirche, dort fände Hungerbühler all ihre Wünsche erfüllt und könnte sogar Priesterin werden. «Priesterin zu werden, war nie mein vorrangiges Ziel», erklärt die Preisträgerin klipp und klar. Dies macht es ihr einfacher, in «ihrer» Kirche zu bleiben. Im Laufe des Gesprächs, in dem Monika Hungerbühler anmerkt, dass sie sich immer wieder intensiv mit ihrer eigenen Situation in der Kirche beschäftigt habe , schält sich ein Grund heraus, der ihr Verbleiben in der Römisch-Katholischen Kirche verstehen lässt: Freundschaft.
Glaub-würdige Menschen
«Ich bin gut vernetzt in der Kirche, pflege viele Freundschaften und erfahre Solidarität. Das hilft mir bei der Arbeit und gibt mir ein Stück Heimat», sagt Monika Hungerbühler. Dann erzählt sie eine Begebenheit aus ihrer Familiengeschichte. «Mein Vater war ein konservativer Katholik, meine Mutter eine offene Christkatholikin. Die Heirat war nur möglich, weil meine Mutter zum römisch-katholischen Glauben konvertierte. Diesen Schritt vereinfachte ihr die tiefe Freundschaft zu einem französischen Priester. Durch sie wurde der Mensch und nicht der Glaubensunterschied ins Zentrum gestellt.»
Auf das setzt auch Monika Hungerbühler: Auf glaub-würdige Menschen, die es in jeder Kirche gebe. Genau das zeichnet der Herbert Haag-Preis aus: Menschen, die sich auf ihre Weise für ein zeitgemässes, menschenfreundliches Christentum einsetzten, das einen all«gütigen» Gott verkündet. Und eine Kirche, in der sich der Meister im Dienste am Nächsten manifestiert (Joh. 13,5) und die Nachfolgenden als Freunde und Freundinnen, nicht als Knechte behandelt werden (15,15).
Monika Hungerbühler muss sich noch daran gewöhnen, zum prominenten Kreis der Preistragenden zu zählen, dem Persönlichkeiten wie der Befreiungstheologe Leonardo Boff oder der Theologe und Kirchenkritiker Eugen Drewermann angehören – aber auch Menschen wie der Informationsbeauftrage der RKK Basel-Stadt, Xaver Pfister, die durch ihr mutiges «Wort zum Sonntag» bekannte Monika Schmid und: Monika Hungerbühler, die als «zukunftsweisende Gestalt priesterloser Seelsorge» gewürdigt wurde. Selbstbewusst sagt die Preisträgerin deshalb: «Solange wir feministischen Theologinnen in der Kirche bleiben, sind wir Teil dieser und definieren sie mit.»
Franz Osswald, Kirchenbote