2014-09-28 abschlussfest

Anstossen auf das klare doppelte Ja zur kirchlichen Gleichstellung.

Vier von fünf Katholikinnen und Katholiken befürworten einen gleichberechtigten Zugang zum Priesteramt, unabhängig von Geschlecht und Zivilstand.

Im Kanton Basel-Stadt sagten 4288 Ja (81,8%) zur Gleichstellung, nur 954 legten ein Nein ein. Noch deutlicher war das Ja im Kanton Basel-Landschaft: Gemäss dem provisorischen Resultat betrug der Ja-Anteil 87,5%. Bis Redaktionsschluss lag das definitive Ergebnis nicht vor, weil noch das Resultat einer Kirchgemeinde fehlt. Eine klare Zustimmung gab es in Basel-Stadt auch für die übrigen Verfassungsänderungen: So nahmen die Stimmberechtigten die im Einvernehmen mit dem Bischof vorgeschlagene Abschaffung der bischöflichen Genehmigungspflicht für staatskirchenrechtliche Verfassungsänderungen mit 4481 Ja gegen 665 Nein an. Mit 4437 Ja gegen 624 Nein hiessen die Stimmberechtigten überdies die Teilrevision der aus dem Jahr 1973 stammenden Kirchenverfassung des Kantons Basel-Stadt gut.

Regula Vogt-Kohler


Christian Griss (Präsident Kirchenrat Römisch-Katholische Kirche Basel-Stadt RKK BS): Der Kirchenrat der RKK BS freut sich über die klare Zustimmung. Er wird den nun in der Kirchenverfassung verankerten Auftrag ernst nehmen und die Anliegen der Initiative in der Öffentlichkeit, aber vor allem bei den kirchlichen Entscheidungsträgern vorbringen. Dies soll in enger Zusammenarbeit mit dem Landeskirchenrat der RKLK Basel-Landschaft erfolgen. Dabei soll nicht die Konfrontation mit den Verantwortlichen der Kirchen, sondern vielmehr ein auf gegenseitigem Verständnis basierender Dialog zur Weiterentwicklung des Kirchenrechts gesucht werden.

Ivo Corvini (Präsident Landeskirchenrat Römisch-katholische Landeskirche BL RKLK BL): Das Resultat ist eindeutig. Ich bin froh, dass es bei der Formulierung in der Verfassung zu einem Kompromiss mit dem Bischof gekommen ist. Dies hat sicher dazu beigetragen, dass die Zustimmung derart hoch war. Ein Eingriff in die kirchlichen Strukturen und in das kanonische Recht durch uns als staatskirchenrechtliche Organisation hätte die Religionsfreiheit gefährden können. Unsere Landeskirche ist keine Plattform, um Kirchenpolitik zu machen. Wir werden nun das neue Anliegen bei den zuständigen kirchlichen Organen in der Weltkirche vorbringen. Vor übertriebener Hoffnung warne ich jedoch. Alles andere wäre reine Augenwischerei und Selbstüberschätzung.

Oswald Inglin (Grossrat CVP, Initiativkomitee BS, ehemaliger Synodenpräsident RKK BS): Für mich sind die über 80% in beiden Kantonen ein deutliches Zeichen, dass der Zugang zum Priesteramt unabhängig von Geschlecht und Zivilstand für viele Katholikinnen und Katholiken ein Thema ist, das bewegt und das nicht einfach tabuisiert werden kann. Es muss offen und mit allem Respekt gegenüber den massgebenden Entscheidungsgremien immer wieder angesprochen werden.

Alex Wyss (Diakon, Gemeindeleiter Reinach, Landeskirchenrat RKLK BL, Initiativkomitee BL): Nur eine ungeteilt gute Erfahrung mit Theologinnen und Verheirateten in der Seelsorge erklärt die überwältigende Zustimmung. Das Konzil hat vor 50 Jahren mit dem verheirateten Diakon den ersten Schritt zu einem integrierten Klerus getan. Die weiteren und von unseren Bischöfen stets propagierten Schritte (Frauendiakonat, viri probati etc.) sind sträflich unterblieben. Heute aber erübrigen sich Zwischenschritte angesichts einer gelungenen Feminisierung!

Elisabeth Hischier (Spitalseelsorgerin, Initiativ­komitee BL): Mit einem «Ja» zeigen die Gläubigen, dass sie der Kirche eine Veränderung zutrauen. Dieses «Ja» ermutigt zu weiteren Schritten. So ist das Verständnis der verschiedenen Ämter zu überdenken und je nach Kontext neu auszugestalten. Orientierung bei dieser theologischen Reflexion ist 1. die Botschaft Jesu und 2. die Aussage des Zweiten Vatikanischen Konzils, dass die Kirche zum Dienen da sei. Sie soll sich nicht um sich selber drehen, sondern sie hat das Reich Gottes in Frieden und Gerechtigkeit zu verkünden. Darin liegt ihre Zukunft.

Monika Hungerbühler (Co-Dekanatsleiterin BS, Initiativkomitee BS): Ich freue mich über das deutliche Resultat. Ich verbinde damit die Hoffnung, dass der Ball in anderen Bistumskantonen aufgefangen wird. Es geht ja im Wesentlichen um die Diskussion, welches Gesicht die römisch-katholische Kirche in Zukunft zeigt: eine streitbare, ringende, diakonische «Geschwisterschaft von Gleichgestellten», die Gerechtigkeit und Barmherzigkeit ins Zentrum stellt, oder eine Kirche, die Frage der Ämter unangetastet wissen will und damit argumentiert, dass innerkirchliche Gerechtigkeit unwichtig oder zweitrangig ist.

Hans Baur (ehemaliger Präsident der Synode der RKK BS): Nicht alle Mitglieder (wie die Medienmitteilung der beiden Kantonalkirchen sagt), sondern in Basel-Stadt haben 4288 Mitglieder von 24 241 Stimmberechtigten Ja gesagt zu Abschaffung von Zölibat und Einführung Frauenpriestertum. Die 4288 stellen sich damit gegen Konzilsbeschluss und gegen Papst Franziskus. Die Nein-Stimmenden und die – durch viel Flüsterpro­paganda richtigerweise Daheimgebliebenen – haben eingesehen, dass wir in Basel – anscheinend dem «Nabel der Welt» – nicht zuständig sind für gesamtkirchliche Begehren. Die Kirche ist nun einmal keine Demokratie!