Vor einer kleinen Schar von Unentwegten überreichte das Initiativkomitee die Unterschriften der „Gleichstellungsinitiative“ – die erste ihrer Art – in der Offenen Kirche Elisabethen Basel (Oke) an die Präsidentin und den Präsidenten der Basler beziehungsweise Baselbieter Synode. Etwas. Das war das kleine Wörtchen, das an der Übergabe der „Initiative zur Förderung der gleichberechtigten Zulassung zum Priesteramt“ am häufigsten zu hören war. Immer in der Hoffnung, dass sich dank der Initiative etwas bewegt, etwas in Gang kommt, etwas bewirkt werden kann.

Was damit konkret gemeint war, stand im Initiativtext deutsch und deutlich: „Abschaffung des Pflichtzölibats und Zulassung der Frauen zum Priesteramt“.

Dass bis dorthin noch ein weiter, steiniger Weg zu gehen ist, zeigen zwei Umstände, die nicht zu übersehen waren. Die Übergabe der 1.005 Unterschriften für Basel-Stadt und 1.925 Unterschriften für Basel-Landschaft fand in der ökumenischen Offenen Kirche Elisabethen statt. Begründet wurde dies von der römisch-katholischen Leiterin der OKE, Monika Hungerbühler, damit, dass die Kirche in Bahnhofsnähe liege und dass sie von vier Landeskirchen getragen werde (röm.-kath BS/BL und ev.-ref BS/BL). „Ausserdem ist die Offene Kirche Elisabethen ein Ort, an dem Experimentelles und Spezielles seinen Platz hat.“

Pfarrherren waren abwesend
Dass an der Pressekonferenz ausser Diakon Alex Wyss, Gemeindeleiter von Reinach BL, der dem Initiativkomitee angehört, kein einziger aktiver Pfarrer aus den beiden Kantonen anwesend war, lässt vermuten, dass wohl keine andere, geeignete Kirche als Ort des Übergabe hätte gefunden werden können. Die Kluft, die in dieser Angelegenheit zwischen aktivem Klerus und dem „Fussvolk“ besteht, war nicht zu übersehen und wurde auch von der kleinen Schar der Unentwegten wahrgenommen.

Ihren Anfang nahm die Initiative im Jahre 2010, einem rabenschwarzen Jahr für die römisch-katholische Kirche, jagten sich doch in den Medien die Skandalnachrichten über sexualisierte Gewalt von Priestern, wie Monika Hungerbühler ausführte: „Es war Zeit, dass ein Zeichen gesetzt wird – die Initiative war lanciert“.

Die Bibelwissenschaftlerin Helen Schüngel Straumann blickte in der Elisabethenkirche auf die wechselvolle Geschichte der Frauen in der Kirche zurück. Dabei verwies sie auf lichtvolle Gestalten wie Teresa von Avila, die sich im 16. Jahrhundert für die Besserstellung der Frauen einsetzte – und 1970 zur Kirchenlehrerin erhoben wurde. Schon zu Zeiten Jesu hätten die Frauen eine führende Rolle gespielt, so Maria Magdalena, die sogar Apostelin der Apostel genannt worden sei, sagte die Bibelwissenschaftlerin. Am Anfang aber stehe Jesus Christus, der zu einer Gemeinschaft von Gleichgestellten aufgerufen habe.

Zwei Initiativen im Gleichschritt
Dieses gleichberechtigte Zusammenspiel von Mann und Frau wurde in einem „Pas de deux“ mit tänzerischer Leichtigkeit von Molly Gardiner und Daniele Romeo dargestellt. Eine Leichtigkeit, die man an diesem Morgen der Römisch-Katholischen Kirche im Umgang mit den Frauen und ihrer Sexuallehre gegönnt hätte.

Die Schwere kehrte indes schnell zurück und zeigte sich in der Unbeholfenheit des sprachlichen Ausdrucks. Synodenpräsidentin Sylvia Debrunner rang ebenso nach Worten, nachdem Oswald Inglin und Anita Lachenmeier vom Initiativkomitee ihr das Unterschriftenpaket überreicht hatten, wie der Präsident der Baselbieter Synode, Christian Gysin, dem die Unterschriften von Lisbeth Bieger und Matthys Klemm übergeben wurden. Beide gaben ihrer Hoffnung Ausdruck, dass sich „etwas“ bewegen werde und das Anliegen den richtigen Weg finde.

Auf die Frage, was denn dieses Etwas realistisch gesehen sein könnte, meinte Monika Hungerbühler: „Im Positiven vielleicht, dass andere Landeskirchen sich unserem Anliegen anschliessen, im Negativen, dass die Austritte mit der Zeit zu einer Weiterentwicklung führen.“ Mit der Unterschriftensammlung wurde an Pfingsten 2011 begonnen – wahrscheinlich in der Absicht, der Heilige Geist möge dem Ansinnen wohl gesonnen sein und sein weises Wirken entfalten.

Stadt-Land-Gefälle
Dies tat er zumindest namentlich in der Basler Pfarrei Heiliggeist, steuerte diese doch mit 46 Prozent die meisten Unterschriften auf städtischem Boden zur Initiative bei, gefolgt von St. Clara mit 19 Prozent. Am Schluss steht die traditionell konservativ einzustufende Pfarrei St. Marien (6 Prozent).

Im Kanton Basel-Landschaft erstaunt es nicht, dass die Pfarrei Reinach, in der Gemeindeleiter Alex Wyss vom Initiativkomitee wirkt, mit 11 Prozent an der Spitze steht. Interessant auch die Tatsache, dass Röschenz mit 0,3 Prozent (sechs Unterschriften) zusammen mit Duggingen und Grellingen (beide 0,3 Prozent) am Ende der Liste steht.

Hier zeigt sich auch, dass die Anliegen der Initiative in den Agglomerationsgemeinden um Basel mehr Zuspruch fand, als in stadtfernen Regionen. Mit 73 Prozent Anteil an den Unterschriften schwingt der Bezirk Arlesheim, in dem die Baselbieter „Speckgürtelgemeinden“ um die Stadt Basel liegen, weit obenaus. Nur der Bezirk Liestal – ebenfalls städtisch geprägt – weist mit 16 Prozent noch eine zweistellige Prozentzahl. Am Tabellenende liegt das Waldenburgertal mit einem Anteil von einem Prozent. 63 Prozent aller Unterzeichnenden der Initiativen in Basel-Stadt und Baselland waren Frauen, 37 Prozent Männer.

Franz Osswald (kipa/fo/bal)