Der Basler Bischof über seine Wünsche an den nächsten Papst, seine Schwierigkeiten mit der Kurie – und das Leben à la Dschungelcamp. (Auszug)
BLICK: Herr Bischof, wo waren Sie, als Sie die Nachricht vom Rücktritt des Papstes erreichte?
Bischof Felix Gmür: Ich war an einer Sitzung im Ausland, da kam die Nachricht – als Breaking News. Es herrschte sofort Stille. Obwohl: Dass er zurücktritt, hat mich nicht überrascht. Der Zeitpunkt hingegen schon.
[…] Welche Erwartungen haben Sie an seinen Nachfolger?
Dass er, erstens, die Weltkirche mit ihren unzähligen Facetten zusammenhält und die Kultur des Dialogs pflegt. Und zweitens, dass er die dringende Reform der Kurie in Rom an die Hand nimmt. Eine Kurie, von der man nicht genau weiss, wie sie funktioniert, dient dem Papstamt nicht wirklich. Es gehörte nicht zum Charisma dieses Papstes, diese Reform durchzusetzen.
Reform in welche Richtung?
Es herrscht ein Gefühl der Intransparenz. Es sollte klarere Zuständigkeiten geben. Zudem sollte die Kurie nur das wirklich Notwendige an sich ziehen und uns Bischöfen und den Ortskirchen einen möglichst grossen Handlungsspielraum überlassen. Manchmal kümmern sich die Kurienstellen um Dinge, die einfach nicht ihr Bier sind.
[…] Der neue Papst wird sich mit ein paar Forderungen beschäftigen müssen, die immer wieder aufs Tapet kommen. Dass Frauen zu Priestern geweiht werden dürfen, zum Beispiel. Undenkbar?
Nein, undenkbar ist das nicht. Aber man muss die möglichen Folgen abschätzen. Ich bin überzeugt, dass dieser Bruch mit der Tradition zu einer Spaltung führen würde wie heute zwischen Anglikanern und Anglikanerinnen. Wollen wir das? Wenn eine Spaltung droht, kann die Frauenordination für den nächsten Papst sicher nicht die erste Priorität auf der Tagesordnung sein. Was man hingegen diskutieren sollte, ist das Diakonen-Amt für Frauen …
… sie wären dann eine Art Hilfspriesterinnen, könnten predigen, taufen, Paare trauen. Aber keine Messen feiern oder Beichten abnehmen.
Ja. Hier gibt es Anknüpfungspunkte in der Tradition – im Gegensatz zu Priesterinnen, da gibt es solche Anknüpfungspunkte nicht. Ich lege aber Wert darauf, dass Frauen wichtige Ämter im Bistum bekleiden. In unseren Bistumsregionen, in der Personalabteilung und in der Medienstelle haben Frauen Führungspositionen inne.
Viele wollen den Pflichtzölibat abschaffen. Sie auch?
Der Zölibat ist eine gute Lebensform, die zum Priester passt. Einfach abschaffen kommt also nicht in Frage. In der Kirche gibt es eine lange Tradition, nach der die Berufung zum Priester und die Ehelosigkeit zusammengehören – ich denke, dass diese Verknüpfung nicht zwingend der Fall sein muss. Deshalb kann man meines Erachtens den Priesterzölibat zur Disposition stellen.
An Ihrer Basis wird der Ruf nach Reformen laut. Allein im Kanton Luzern haben 180 Seelsorger – viele davon Priester – die Pfarrei-Initiative unterschrieben. Wie stark setzt Sie das unter Druck?
Wir haben 1,1 Millionen Katholiken im Bistum, da sind 180 nicht wahnsinnig viel. Aber ich unterschätze die Anliegen der Pfarrei-Initiative nicht. Ich werde mit den Initianten und anderen Interessierten an fünf Halbtagen über verschiedene Themen sprechen. Ich glaube, dass wir uns finden.
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