Liestal. Anderthalb Jahre nach Einreichung der kirchlichen Gleichstellungs­initiative hat die Synodeder Römisch-katholischen Landeskirche Baselland das nichtformulierte Volksbegehren mit grossem Mehr gegen vier Nein-Stimmen bei drei Enthaltungen gutgeheissen. Mit einer geringfügigen Modifika­tion wurde auch dem vom Kirchenrat vorgeschlagenen Verfassungstext zugestimmt   – allerdings nur knapp in Ausmarchung mit einem Gegenvorschlag. 

Nach zwei verhalten-kritischen Wortmeldungen setzte am Dienstagabend im Landratssaal zu Liestal Mit­initiant und Kirchenrat Alex Wyss zu einem flammenden Votum zugunsten der Gleichstellungsinitiative an. «Mit der Unterstützung dieser Initiative pflücken wir eine reife Frucht vom Baum», sagte der Diakon aus Reinach. Eine erdrückende Mehrheit der Katholiken in Europa, so Wyss, sei klar für eine Zulassung der Frauen zum Priesteramt und für eine Aufhebung des Pflichtzölibats. «Wenn wir jetzt zögern, werfen wir uns den Spöttern zum Frass vor», warnte er die Synodalinnen und Synodalen.

Am Text, der vom Landeskirchenrat in Übereinstimmung mit der Römisch-Katholischen Kirche Basel-Stadt erarbeitet worden war, versuchte der als Gast anwesende Bischofsvikar Chris­toph Sterkmann noch eine Abschwächung beliebt zu machen. So sollten die staatskirchlichen Behörden nicht auf Veränderungen bezüglich Frauenzulassung und Pflichtzölibat «hinwirken», sondern die Anliegen bei den kirchlichen Organen bloss «vorbringen». Er stiess damit aber auf taube Ohren.

Bekenntnis zu Dialogkultur

Hingegen sorgte ein Gegenantrag von Pfarrer Felix Terrier für eine längere und intensive Diskussion. Terrier wollte eine schlankere Verfassungsnorm, in der auf die als Floskeln bezeichneten Hinweise auf den «gegenseitigen Res­pekt», die «Wahrung der je eigenen Zuständigkeiten» und den «Dialog» verzichtet wird. Und er erntete dafür viel Verständnis. Mit 35 gegen 31 Stimmen setzte sich dann aber der leicht modifizierte Text des Landeskirchenrates gegen den Vorschlag Terrier knapp durch. Gerade das Bekenntnis zur Dialogkultur sei möglicherweise in der bevor­stehenden Volksabstimmung match­entscheidend, hatte Alex Wyss zuvor geltend gemacht. Denn das letzte Wort zum Verfassungsartikel hat das ­Kirchenvolk.

In der anschliessenden Kampfwahl um den Kirchenratssitz des zurücktretenden Binninger Pfarrers Christian Schaller obsiegte der Allschwiler Diakon Joseph Thali gegen den Muttenzer Pfarrer René Hügin. Auf Thali entfielen 41 Stimmen, Hügin kam auf 29. Dabei war den Voten vor dem Wahlgang klar zu entnehmen, dass die Synodesich nicht nur für Thali und gegen Hügin entschied, sondern auch über die Frage befand, ob künftig noch ein Priester dem Landeskirchenrat angehören sollte oder nicht. Sie entschied sich gegen den Priester.

Thomas Gubler