Katholiken Josef Jeker will mit einer Initiative das Zölibat abschaffen und Priesterinnen einführen (die bz berichtete).
VON SANNA YOU
Die Gleichstellungsinitiative der römisch-katholischen Kirche wurde heute lanciert und Sie saımneln Unterschriften. Was geschieht bei eiııer Annahme der Iııitiative als Nächstes?
]osef Jeker, Hauptinitiant: Dann muss sie zuerst in der Synode Basel-Stadt und Baselland eingegeben werden, also dem Kirchenparlament.
Sie möchten die Forderungen der Initiative in die Verfassung aufnehmen?
Richtig. Es ist eine nicht formulierte Initiative. Das heisst, wir geben nicht schon einen formulierten Artikel vor, sondern bloss das Anliegen. Die Synode hat dann die Aufgabe, das Anliegen entweder ab- oder anzunehmen, um dann die geeignete Form zu finden, damit es in die Verfassung aufgenommen wird.
Müsste das aber nicht von Rom abgesegnet werden?
Nein. Nicht direkt von Rom, aber vom Schweizer Kirchenrecht. Das heisst, unsere Forderungen müssten mindestens im Kanton Basel-Stadt und vom Bischof abgesegnet werden. Und da kommen wir natürlich gleich in einen Konflikt, das ist klar.
Wie wollen Sie dagegen vorgehen? Auch wenn die Initiative angenommen wird, heisst das ja nicht, dass sie das Kirchenrecht umgehen kann.
Das stimmt schon. Aber es gibt manchınal zwei Ebenen des Rechts in der Schweiz. Das Bundesrecht, die beispielsweise atomare Fragen auf Bundesebene löst. Trotzdem steht in der Basler Verfassung, dass es an keinem Atomkraftwerk beteiligt sein will. Das ist ja ein Widerspruch, weil auf der übergeordneten Ebene etwas anderes gefordert wird als das, was auf der untergeordneten Ebene passiert. Aber ich bin kein Jurist und kann das letztlich nicht beurteilen. Wir wollten jedoch nicht wieder eine Petition starten, sondern zum ersten Mal unser Recht, das uns ja zusteht, ergreifen.
Sie schauen eher zuversichtlich in die Zukunft. Glauben Sie wirklich, dass die Gleichstellungsinitiative angenommen und schliesslich kirchenrechtlich akzeptiert wird?
Also ich glaube, dass wir die 700 Unterschriften in Basel und die 1000 in Baselland hinkriegen bis Ende Jahr. Was nachher passiert, wie das Kirchenparlament reagiert, weiss ich nicht. Wir möchten einfach etwas, was uns zusteht, aufgreifen und den Prozess der Gleichstellung, der schon lange läuft, auf einer neuen Ebene zum Anstoss bringen.
Basellandschaftliche Zeitung, 08.06.2011