Ein Komitee um Nationalrätin Anita Lachenmeier will die Gleichstellung von Frauen und Männern in der Kirche fördern.

? Anita Lachenmeier, wie ist das Echo auf die Volksinitiative zuhanden der Basler Kirchenbehörden, mit der Sie den Gleichstellungsprozess in der katholischen Kirche voranbringen wollen?

! Die Echos sind überwiegend positiv. Persönlich habe ich viele ermutigende Briefe erhalten, aber auch solche, die derart unter der Gürtellinie sind, wie ich es als Politikerin nicht kenne.


Anita Lachenmeier
ist seit 2007 Nationalrätin der Grünen Partei.
Davor arbeitete die 52-Jährige als Katechetin und
Werklehrerin im Kleinbasel

? Was genau wollen Sie erreichen?

! In Staat und Gesellschaft ist die Gleichstellung auf allen Ebenen eingeführt.Frauen machen im Militär Karriere, Männer werden Hebamme. Nur in der katholischen Kirche können Frauen und verheiratete Männer nicht Priester werden. Ihnen wird der Zugang zu Leitungsämtern verwehrt. Das ist gesellschaftlich weder zeitgemäss noch biblisch zu rechtfertigen. Für die Kirche ist es ein Riesenverlust, dass grosse Teile der Bevölkerung wichtige Aufgaben in der Kirche nicht wahrnehmen können.

? Staatskirchenrechtliche Strukturen wie die Synoden haben gegenüber dem Kirchenrecht keine Chance, sich durchzusetzen. Ist die Initiative der richtige Weg?

! Es ist ein Weg unter vielen. Es hat schon viele Aufbrüche im Sinne der Initiative gegeben. Doch in letzter Zeit scheint sich Resignation breit zu machen. Die Volksinitiative ist eine weitere Möglichkeit, die bisher noch nicht ausgeschöpft wurde. Uns ist bewusst, dass wir nur einen Artikel der kantonalen Landeskirchenverfassung ändern können, nicht aber das Grundproblem lösen, das im Kirchenrecht begründet liegt. Wie wichtig aber solche Schritte sind, zeigt zum Beispiel der baselstädtische Verfassungsartikel, der die Atomenergie ächtet. Vor Fukushima wurde dieser Artikel auch nur als Papiertigerli belächelt. Heute ist die Mehrheit für den Atomausstieg.

? Was antworten Sie dem Präsidenten der Bischofskonferenz, der die Kirchenbehörden mit dem Hinweis aufs Kirchenrecht für nicht zuständig erklärt hat?

! Ich denke, er wäre gut beraten, wenn er unsere Initiative ernst nimmt und spürt, wie stark es im Kirchenvolk brodelt. Viele Gläubige stehen nicht mehr hinter dem, was in der Kirche läuft. Die vielen Kirchenaustritte können der Bischofskonferenz nicht egal sein.

? Bischof Huonder und sein Generalvikar Grichting wollen die Trennung von Kirche und Staat. Ist die Volksinitiative Wasser auf die Mühlen jener, die die staatskirchenrechtlichen Strukturen abschaffen wollen?

! Die Gefahr halte ich für gering, weil die Schweiz eine starke demokratische Tradition hat, die wir uns von der Kirche nicht nehmen lassen. Die Möglichkeit der Mitsprache ist extrem wichtig. Wenn Huonder diese abschaffen will, würde sich die katholische Kirche in ihr Schneckenhaus zurückziehen und ihren Untergang einläuten.

? Das Unterschriftenquorum von 1000 respektive 700 Unterschriften ist fast erreicht. Was sind die nächsten Schritte?

! Ich gehe davon aus, dass die Volksinitiativen zustande kommen. Dann werden wir die Diskussion über die Verfassungsänderung intensivieren, denn die Landeskirchenräte und Synoden müssen sich dann für das Frauenpriestertum und für verheiratete Priester und Priesterinnen in der Kirche einsetzen.

Interview:Wolf Südbeck-Baur
www.aufbruch.ch


Gleichstellungs-Initiative
Die Behörden der römisch-katholischen Kantonalkirchen in Basel-Stadt und Baselland sollen darauf hinwirken, dass die Kirche die gleichberechtigte Zulassung von Männern und Frauen zum Priesteramt ermöglicht. Dies fordern zwei gleich lautende Volksinitiativen. Im Initiativkomitee engagieren sich prominente Persönlichkeiten wie die grüne Nationalrätin Anita Lachenmeier, die feministischen Theologinnen Professor Helen Schüngel- Straumann und Monika Hungerbühler sowie der Jurist Professor Felix Hafner.

Kipa/WSB