Übergabe der Unterschriften: (v.l.) Sylvia Debrunner, Präsidentin der basel-städtischen Synode, mit Anita Lachenmeier und Oswald Inglin vom Initiativkomitee. (Foto: Regula Vogt-Kohler) |
Die Initiativkomitees der kirchlichen Gleichstellungsinitiative haben die Unterschriften an die Präsidien der Synoden von Basel-Landschaft und Basel-Stadt übergeben. Knapp 3000 Frauen und Männer haben das Begehren unterzeichnet.
Was auf staatlicher Ebene zumindest auf Papier verwirklicht ist, soll auch im kirchlichen Bereich gelten: die Gleichberechtigung der Geschlechter. Die jetzt eingereichte Initiative verpflichtet die Behörden der Römisch-Katholischen Kirche Basel-Stadt und der Römisch-Katholischen Landeskirche Basel-Landschaft dazu, darauf hinzuwirken, dass die römisch-katholische Kirche die Zulassung zum Priesteramt unabhängig von Geschlecht und Zivilstand ermöglicht. Konkret bedeutet dies, dass sich Synoden und Kirchenräte für die Abschaffung des Pflichtzölibats und die Frauenordination engagieren müssen.
Weibliche Jünger und Apostelinnen
Der Ausschluss von Frauen vom Priesteramt allein aufgrund des Geschlechts widerspreche dem Grundrecht der Gleichstellung der Geschlechter und dem Evangelium Jesu, das zu einer Gemeinschaft von Gleichgestellten aufgerufen habe, betonen die Initiantinnen und Initianten in einer Erklärung. Die Bibelwissenschaftlerin Helen Schüngel-Straumann erinnerte bei der Übergabe der Unterschriften in der Elisabethenkirche an die Frauen, die in den vergangenen Jahrhunderten die Benachteiligung der Frauen kritisiert hätten. Die Pionierin der feministischen Bibelforschung wies darauf hin, dass Jesus auch weibliche Jünger berufen habe und die Bibel auch Apostelinnen nenne. Schüngel-Straumann erwähnte auch das Engagement der Schweizer Juristin Gertrud Heinzelmann, deren Eingabe für die Einführung des Frauenpriestertums das Zweite Vatikanische Konzil nicht aufgegriffen hat.
Als Blauringleiterin sei sie davon ausgegangen, dass Frauen bald die Messe lesen würden, erzählte Anita Lachenmeier, die mit Oswald Inglin die rund 1000 baselstädtischen Unterschriften an Synodenpräsidentin Sylvia Debrunner übergab. Das Päckli mit den 2000 Unterschriften aus dem Baselbiet nahm Synodenpräsident Christoph Gysin von Lisbeth Bieger und Mathys Klemm entgegen.
Erstmals Verfassungsinitiative
Vieles sei im Kampf für die Gleichberechtigung schon unternommen worden, nun habe man erstmals in der Schweiz zum demokratischen Mittel der kirchlichen Verfassungsinitiative gegriffen, hielt Monika Hungerbühler, Co-Leiterin der Offenen Kirche Elisabethen und des Dekanats Basel-Stadt, fest. Für das Zustandekommen der Initiative waren in Basel-Stadt 700 und im Baselbiet 1000 Unterschriften erforderlich. In beiden Kantonen wurde das Quorum deutlich übertroffen.
Als Nächstes werden sich die beiden Synoden mit den Initiativen befassen. «Es ist nicht so wichtig, was passiert, sondern dass das Anliegen zur Kenntnis genommen wird von gewissen Leuten», sagte der Baselbieter Synodenpräsident Christoph Gysin.
Regula Vogt-Kohler, Kirche heute